Orale Literatur in Mokilko – 41 Erzählungen und Fabeln über Menschen und Tiere im zentralen Tschad

Orale Literatur in Mokilko – 41 Erzählungen und Fabeln über Menschen und Tiere im zentralen Tschad

ISBN 978-3-89645-479-9

Orale Literatur in Mokilko – 41 Erzählungen und Fabeln über Menschen und Tiere im zentralen Tschad

Faksimile-Reproduktion eines Manuskripts aus dem Jahr 1993, Übertragungen ins Deutsche mit thematischen Schlüsselwörtern und einem deutschen und englischen Begriffsindex

Author: Eleonore Adwiraah, Herrmann Jungraithmayr. Series edited by: Norbert Cyffer, Herrmann Jungraithmayr, Rainer Voßen. Series edited in collaboration with: Ulrike Zoch.

Series: WeStu Westafrikanische Studien Volume 42

2020
12 pp. Roman, 762 pp.
(566 pp. texts in Mokilko and German translation, 196 pp. key word indices in German and English)
Text language(s): German, English
E-book
€ 69.80

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Die hier vorgestellten und analysierten Erzählungen der Mokilagi aus dem Dorf Mukulu am Fusse des Guéra-Bergmassivs im zentralen Osten der Republik Tschad wurden in N’Djaména, der Hauptstadt des Landes, in den 1970er-Jahren auf Tonband aufgenommen und später in die vorliegende schriftliche Fassung gebracht. Ihre wissenschaftliche Bearbeitung, die den vorliegenden Textfassungen zugrunde liegt, hat Frau Eleonore Adwiraah geleistet.

Bei der Ethnie der Mokilagi handelt es sich um eine etwa 10.000 Menschen zählende Kultur- und Sprachgemeinschaft. Das Mokilko zählt – zusammen mit dem Mubi und dem Migama – zu den hoch differenzierten osttschadischen Sprachen, die noch viel afroasiatisches Erbgut bewahrt haben.

Die Erzähler und Erzählerinnen, denen wir die Texte verdanken, sind bzw. waren: Yeyyege, Maman Kaga, Ayya, Jelima, Jean Nakouma Touri, Djimé N’Gaba Tschéré, Atché Terlima, Djiraki, Tara Gabi, Oumar Gardjia und Bishara Yiwa. Bei Übersetzungsfragen etc. waren vor allem Nakouma und Djimé, die beide auch an der Universität Marburg zeitweise zur Verfügung standen, behilflich. In N’Djaména war es vor allen das Gehöft und Haus der Sergeant Kassim Dayoki, in dessen Mauern die abendlichen Aufnahmesitzungen stattfinden konnten. All den Mitwirkenden sei hiermit nochmals herzlich gedankt.

Die Forschungen in der Republik Tschad – bei vier Aufenthalten in den Jahren 1971, 1973, 1975/6 und 1978 – wurden einerseits von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Bonn), andererseits aber auch durch eine großzügige Forschungsgenehmigung seitens der zuständigen amtlichen Stellen in N’Djaména ermöglicht. Im Einzelnen seien das Institut National des Sciences Humaines sowie das Musée National mit den Herren Direktoren Jean Chapelle und Laoukissam Feckoua genannt; außerdem mein Kollege Jean-Pierre Caprile wie auch die Missionare Danielle Gounon, Familie Houriet (Mongo), Linus Käslin und Mitglieder der Mission Catholique von N’Djaména. Allen diesen sei hier noch einmal ausdrücklich Dank gesagt.

Was unvermeidliche Qualitätseinschränkungen technischer Art bei der Wiedergabe der Texte angeht, ist dies der Tatsache geschuldet, dass wir nun ein Faksimile eines Computerausdrucks präsentieren können. Von den hier in der Originalsprache gebotenen 41 Erzählungen wurden 37 bereits 1981 in einer freien Übersetzung im Band Märchen aus dem Tschad im Verlag Eugen Diederichs in der Reihe Die Märchen der Weltliteratur veröffentlicht. Die Erzählungen handeln in erster Linie von Tieren, manche aber auch von menschlichen Schicksalen, so etwa wenn das Mädchen Jintalma von ihren Freundinnen aus Eifersucht ins Wasser gestoßen, wo sie in einen Fisch verwandelt, vom Bruder – nicht von ihren Eltern! – erkannt und gerettet wird.

Im Jahre 2020 ist auf Mokilko eine Übersetzung des Neuen Testaments erschienen. Als Name der Sprache wird aber von den Übersetzern nicht Mokilko, sondern Guérgico – wohl abgeleistet von Guéra, dem Namen des Bergfelsens, an dessen Fuß heute das Dorf Mukulu liegt – gebraucht.


Besprechung des Werks durch Sigrid Schmidt in Afrikanistik-Ägyptologie-Online 2021


Eine weitere Sammlung von Erzählungen aus dem zentralen Tschad wurde in derselben Reihe veröffentlicht, siehe nachstehenden Verweis:


Accompanying material:

Reviews

Die hier angezeigte Veröffentlichung ist in doppelter Hinsicht von besonderem Interesse. Diese Sammlung von 41 auf Tonband aufgenommenen Volkserzählungen aus dem zentralen Tschad bietet mit den wörtlich transkribierten Texten eine seltene linguistische Quelle für das Studium des Mokilko, der Sprache der Mokilagi, einer etwa 10.000 Menschen zählenden Kultur- und Sprachgemeinschaft am Fuße des Guéra-Bergmassivs. Die wissenschaftliche Bearbeitung dieser von Herrmann Jungraithmayr in den 70er-Jahren des 20. Jh. im Tschad aufgenommenen, zu den osttschadischen Sprachen gehörenden Texte leistete Eleonore Adwiraah. Gleichzeitig sind die Texte wichtige literarische Dokumente dieser kleinen Sprachgruppe und inhaltlich von breiter Spannweite von verschiedenartigen Tiergeschichten bis zu Märchen und Schwänken.

Der Aufbau des Werkes ist übersichtlich: Jeder Mokilko-Text ist zeilenweise aufgeschlüsselt und anschließend entsprechend ins Deutsche übertragen. Als dritter Schritt folgt die knappe Darstellung des Aufbaus der Geschichte, als vierter der Index in Deutsch und als fünfter der Index in Mokilko. Im Index werden alphabetisch die Kernstichwörter in einem kurzen Zusammenhang gegeben, so dass sie aussagekräftig für Inhalt oder Atmosphäre der Geschichte werden (sterben: vor Durst fast … 1,14; Feld: auf einem … Unkraut sammeln 16,7, wobei sich 1,14 auf Erzählung 1 Zeile 14 und 16,7 auf Erzählung 16 Zeile 7 beziehen). Am Ende des Werkes werden dann in einem deutschen und einem englischen Index sämtliche Erzählungen zusammengefasst. Diese Indices lassen die Erzählungen zu guten Forschungsmitteln werden, die schnell sowohl linguistische als auch motivische und kulturelle Studien ermöglichen. [...]

Komplizierter und zu Studien anregend ist die Darstellung Gottes in den Erzählungen. In Nr. 11 ist, wie gern in den Tiergeschichten, Menschen- und Tierwelt gemischt. Die Freiersproben, die die Bewerber (verschiedenste Tierarten) lösen sollen, sind aber von Gott gestellt, und Erdhörnchen gewinnt Gottes Tochter als Frau. Doch nun stellt Erdhörnchen Gott eine Aufgabe, nämlich so viel Regen fallen zu lassen, bis das aufgestellte Gefäß voll ist. Aber das listige Erdhörnchen benutzt den alten Trick und stellt ein Sieb anstelle des Topfes auf. Gott schlägt zur Strafe Erdhörnchen so, dass es taub wird. Noch rätselhafter ist Nr. 30. Wie der Unhold Gulungub im namibischen Märchen (Schmidt 2013 KH 874) misshandelt Gott das Waisenmädchen, wenn ihr Bruder abwesend ist. Gott steigt dann in prächtiger Kleidung, mit Hut und eisernen Schuhen vom Himmel. Der Bruder nimmt ihn gefangen, verlangt alle Dinge und Tiere aus dem Himmel und erhält sie. Der Sohn Gottes befreit Gott und sie kehren in den Himmel zurück. Ein besonderes Thema wäre, die Beziehung von Gott zu Regen und Gewitter und allgemein die Bedeutung von Regen und Gewitter in diesen Erzählungen zu untersuchen.

Die Mokilko-Erzählungen sind wesentliche kulturelle Elemente nicht nur für das kleine Volk der Mokilagi. Sie sind deutlich Teil der nordwestafrikanischen Überlieferungen und darüber hinaus der afrikanischen Erzähltradition. Sie bilden überhaupt ein bedeutendes Forschungselement.

Sigrid Schmidt in Afrikanistik-Ägyptologie.online, 2022

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