On his ninth expedition to southern Africa from 1928 to 1930, Leo Frobenius collected – besides his ethnographic and prehistoric research – 436 narrations in handwritten documentation. This collection, which is stored in the archives of the Frobenius Institute in Frankfurt/Germany, is the basis of the present study. This three volume work is supposed to offer the scholars concerned with narrative research and African oral literature in particular, as well as the historians interested in the lifework of Leo Frobenius, the opportunity to measure the capacious collection of narrations as a whole and to benefit from it according to the specifications of comparative and narrative research.
By publishing these so far unhandled narrative texts in their original form, as recorded in German by Leo Frobenius, a further access to Frobenius’ oral-literary remains is provided. The English summarization together with capacious analysis and classification data offers a basis for further detailed research within the international comparative field.
Furthermore, the present narrative texts indicate the beginning of anthropological research on Africa in the twenties and offer the members of indigenous ethnics groups of southern Africa, who search for the roots of their cultural assets, the opportunity to get into contact with the narrative property of their ancestors.
Under these links you will find publications by the volume editor and further studies and text collections of African folktale research:
In der Tat handelt sich um eine Arbeit von großem Wert, nicht nur für die (historische) Erzählforschung. Die Texte werden damit erstmals einer breiten Wissenschaftsgemeinde zugänglich gemacht und durch die englischsprachigen Zusammenfassungen auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, erschlossen. Aus pragmatischen Gesichtspunkten ist auch die Unterbringung der Verzeichnisse und Indizes in einem eigenen Band durchaus hervorhebenswert, ermöglicht sie doch ein unkompliziertes, paralleles Arbeiten mit Texten und Verzeichnissen. [...]
Hervorstechend sind der klare, leicht verständliche Aufbau und die übersichtliche Gliederung sowie die ausgesprochen sorgfältige Arbeitsweise, die sich auch in dem umfangreichen Anhang ausdrückt. Nicht nur dadurch ist damit zu rechnen, daß diese Arbeit, zu der man Dinslage (und Lebéus) durchweg gratulieren kann, in der Zukunft zu einem Standardwerk der afrikanistischen (historischen) Erzählforschung gehören wird, welches die Vision Wilhelm J.G. Möhligs und Thomas Geiders von einem gesamtafrikanischen Motivkatalog um zahlreiche wertvolle Texte einer bislang viel zu wenig erschlossenen Region erweitert.
Marc Seifert in Fabula, 52/2011, 137-138
Für Erzählforscher interessant sein dürfte vor allem der dritte Block des analytischen Apparats. Hier werden in fünf Unterpunkten die einzelnen Texte thematisch und motivgeschichtlich aus mehreren Perspektiven erschlossen. Zunächst werden sie entsprechend dem in den 80er Jahren am Seminar für Völkerkunde in Münster entwickelten Klassifizierungssystem für afrikanische Erzählungen erfasst. Die Unterteilung betrifft vor allem Genre- und thematische Aspekte. Handelt es sich um Tierfabeln oder Geschichten über den menschlichen Körper? Um ätiologische Erzählungen oder solche, die um das Zusammenleben der Menschen kreisen? Um Geschichten von übernatürlichen Phänomen oder Mythen? Und so fort. Die thematische Feineinteilung erfolgt dann über die von Dinslage vorgenommene Indizierung. Etwa 9.500 Einträge umfasst der von ihr erstellte Index und erlaubt so eine sehr präzise Orientierung innerhalb des Textkorpus.
Die narrative Typologie von Aarne, Thompson und Uther hingegen, die sich als internationaler Klassifikationsstandard im Bereich der Erzählforschung weitgehend durchgesetzt hat, ist trotz einiger Erweiterungen in jüngerer Vergangenheit auf afrikanisches Material nach wie vor bestenfalls bedingt anwendbar und wird entsprechend sparsam herangezogen. Wo es möglich ist, werden die einzelnen Geschichten mit dem zugehörigen ATU-Index abgeglichen, insgesamt aber wird hier zu lediglich 71 der mehreren Tausend ATU-Indices eine Konkordanz hergestellt und werden diese nur einem knappen Drittel der Erzählungen zugeordnet. Verweise auf ähnliche Erzählungen innerhalb des Textkorpus’ werden ebenfalls in diesem Block vorgenommen.
In einem letzten Punkt wird angegeben, ob es einen thematisch zugehörigen Eintrag in der Enzyklopädie des Märchens gibt. Im Anhang schließlich wird zusätzlich noch auf gut 70 Seiten eine Konkordanz zum Motivindex von Stith Thompson vorgenommen, werden Synonyme zu den Indexeinträgen aufgelistet und findet sich ein Glossar der indigenen Ausdrücke, die mehrheitlich mit Muttersprachlern abgeglichen wurden.
Thomas Reinhardt in Afrikanistik-online, http://www.afrikanistik-online.de/archiv/2010/2667/, 8-12
Frobenius’ kulturphilosophische Theorien fanden schon bald nach seinem Tod keine Anhänger mehr, aber seine Erzählsammlungen bleiben ein unschätzbares Erbe. Das vorliegende Werk ist weit mehr als die Herausgabe einer nachgelassenen Sammlung von Volkserzählungen. Durch die verschiedensten Detailanalysen ist es zu einem Schlüssel für das Studium der alten Geisteswelt des Raumes geworden und zu einem Nachschlagewerk, das für die internationale Erzählforschung unentbehrlich sein wird. Es verdient größte Anerkennung.
Sigrid Schmidt in Tribus, 60/2011, 196-199
Ulrich Oberdiek in Anthropological Abstracts, 8/2009, 86-87
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