Fremde Nachbarn

ISBN 978-3-89645-818-6

Fremde Nachbarn

Ethnizität im bäuerlichen Alltag in Burkina Faso

Author: Michaela Oberhofer. Series edited by: Thomas Bierschenk, Anna-Maria Brandstetter, Raimund Kastenholz, Matthias Krings, Carola Lentz.

Series: MBA Mainzer Beiträge zur Afrikaforschung Volume 18

2008
352 pp.
9 maps, 16 colour photos, 2 b/w photos, 5 diagrams, 9 tables, glossary
Text language(s): German
Format: 170 x 240 mm
680 g
Paperback
€ 49.80

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The present empirical study deals with the prevailing peaceful social life of the ethnic and linguistic heterogeneous population of Northwest Burkina Faso. Their communal life is on the one hand characterized by ethnically extravagating memberships and similarities, but on the other hand marked by conflicts and separation processes.

The different peoples – amongst them Jaana, Phuo and Lobi – share numerous cultural, political, economical, and religious parallels. Their ancestors have migrated in the 18th and 19th century from northern Ghana to their actual settlement area. Because of the shared migration experiences as well as the long lasting social cohesion, and despite linguistic boundaries the people are affiliated to each other via banter relations, marriages, regional spread rituals or village societies. Additionally, many of the kinship groups exhibit foreign or external origins, which is still remembered by the community members.

This research constitutes an important contribution to the current debate on ethnicity, because it does not focus – like most works on this issue – on political dimensions of ethnicity, but on ethnicity in every day life of farmers. To give consideration to the diverse negotiation processes of inter-ethnic relations, a differentiated perception of ethnicity and ethnic boundaries is required.

Historical and ritual differences in meaning of ethnic membership have to be recognized, and ritual complementarity has to be realized as a basic principle of inter-ethnic relations. Analyses of different fields of action (birthright citizenship, kinship, neighbourhood, rituals) including ethnicity and other identification patterns respectively, display that the discourse level has to be separated from the practice level of inter-ethnic relations. Ethnic identification patterns play a more important role in personal relations (interactions between individuals) then in categorical relations (interactions between groups).


Under these links you will find descriptions of various Gur cultures and languages, as well as further studies featuring Burkina Faso:


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Reviews

Mit dem Buch ,,Fremde Nachbarn. Ethnizität im bäuerlichen Alltag in Burkina Faso“ legt Michaela Oberhofer die Veröffentlichung ihrer Dissertation aus dem Jahre 2005 vor. Anders als zahlreiche Studien, die ethnische Konflikte zwischen Viehhaltern und Ackerbauern oder bei städtischen Eliten behandeln, erforscht die Autorin die meist friedlichen Interaktionen zwischen Bauern verschiedener Ethnien im Südwesten von Burkina Faso. Sie konzentriert sich auf die vielschichtigen interethnischen Beziehungen der Jãana zu den Phuo und Lobi. Welche Rolle Ethnizität bei der bäuerlichen Bevölkerung heute spielt, will sie unter Berücksichtigung historischer Veränderungen herausfinden. Die empirische Studie basiert auf ethnographischen Daten, die in vier Feldforschungen (zwischen 1998 und 2002) hauptsächlich in den Dörfern Ouan, Saptan und Bonfesso erhoben wurden. Als weitere Quellen dienten Kolonialakten, Zensusdaten und orale Traditionen.

Der methodischen Probleme ihrer multiethnischen und sprachlich heterogenen Forschungssituation ist sich Oberhofer bewußt. Sie betont den Vorteil der verschiedenen Blickwinkel. Auf der Grundlage theoretischer Ansätze zur Ethnizitätsdebatte hinterfragt sie die in heutiger Zeit bestehenden ethnischen Kategorien. Die Akteure ihrer Untersuchung teilen schon seit vorkolonialer Zeit ähnliche kulturelle Merkmale und religiöse Vorstellungen, verfügen jedoch über unterschiedliche rituelle Kompetenzen. So ergeben sich dynamische interethnische Abhängigkeitsbeziehungen, die Oberhofer in Anlehnung an die von Frederik Barth beschriebene „Komplementarität in ökonomischem Sinne“ als „rituelle Komplementarität“ (13) bezeichnet. […]

Sorgfältige sprachliche Analysen zur Darstellung der emischen Perspektiven zeichnen das Buch aus. Nur bei der Beschreibung religiöser Vorstellungen verwendet die Autorin Jãane-Termini für einen sprachfremden Leser zu selbstverständlich. Ihr umfangreiches Material präsentiert sie in einer gut lesbaren Mischung aus ethnographischen Beispielen, theoretischen Überlegungen und Begriffsdefinitionen. Bei manchen Hinweisen auf Sekundärliteratur vermißt man die Angabe der Seitenzahlen. Ein Bildteil mit 18 Farbfotografien sowie zahlreiche Karten illustrieren die Publikation. Diagramme und Tabellen veranschaulichen komplexe Themen wie die Verwandtschaftsorganisation und Eheregeln der verschiedenen Ethnien. Im Anhang befindet sich ein detailliertes Glossar mit vorrangig Jãane-Begriffen sowie statistischen Angaben zu den Bevölkerungszahlen in den berücksichtigten Departements. Bei dem Buch handelt es sich somit um ein hervorragendes Beispiel für eine mobile, multiethnische Forschung zu Ethnizitätsfragen.

Gabriele Weisser in Paideuma, 55/2009, 308-311

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